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Digitalisierung: Ohne den Einsatz der Führungskräfte wird die interne Kommunikation nicht besser.

Ein Spark von Felix H. Kühn, März 2021.

Intranet, Mitarbeiter1 Apps und Collaboration Tools: Die Digitalisierung ist längst in der internen Kommunikation angekommen. Voller Stolz präsentieren viele Unternehmen ihre neue, transparente und digitale Kommunikationskultur. Wer Kommunikation bisher als Führungsinstrument nicht eingesetzt hat, oder es als zeitraubend empfand, verlässt sich nun umso mehr darauf, dass „alles gesagt ist“. Ein folgenschwerer Irrtum, der dazu führt, dass viele Mitarbeiter am üppig gedeckten Tisch der Kommunikation verhungern.
 

Mit der Digitalisierung entstehen großartige Werkzeuge, um Mitarbeiter zu erreichen und mit ihnen zu kommunizieren. Was hätten wir Veränderungsexperten noch vor wenigen Jahren dafür gegeben, so vielfältige, bezahlbare, übergreifende, flexible und dennoch passgenaue Möglichkeiten zu haben? Viel!

Doch genau darin steckt leider auch ein echtes Risiko: Die digitalen Auslagen sind randvoll.

Das Angebot sollte jedoch nicht nur vorhanden sein. Die Botschaften müssen auch ankommen und verstanden werden. Dabei geht es nicht um den fachlichen Austausch in einem Chat, um die Möglichkeit jederzeit auf wichtige Fachbegriffe zuzugreifen oder in der Bahn die aktuellen Vertriebsnews per Video zu genießen.

Kommunikation ist ein Führungsinstrument.

Von jeher haben Führungskräfte einen Kommunikationsauftrag. Es gilt, das Team zu informieren, Ziele verständlich zu vermitteln und Entscheidungen einzuordnen. Gerade heute, in einer Zeit der kontinuierlichen Veränderungen.

Mitarbeiter, die medial umfassend informiert sind, können mit Informationen nicht automatisch etwas anfangen. Aufgabe der Führungskraft ist es, Botschaften so zu „übersetzen“, dass die Teammitglieder sie verstehen. Veränderungen müssen gemeinsam besprochen und die Umsetzung in den Alltag eingebunden werden. „Was bedeutet das fürs Team, und für mich als Mitarbeiter?“

Häufig ist es ein Beispiel, im Alltag, das den „Aha-Moment“ auslöst.

Wenn ich als Maschinenführer verstehe, dass meine Kunden neue, extrem genaue Messmethoden einsetzen, dann wird mir auch klar, warum ich nach 25 Jahren plötzlich nur noch einen Millimeter abweichen darf und nicht mehr drei. „Das meint die Chefin also, wenn Sie sagt unsere Kunden fordern mehr Qualität! Kriegen wir hin.“

Viele Mitarbeiter arbeiten zudem vernetzter und übergreifender. Sie sind in unterschiedliche Projekte und Aufgaben eingebunden und haben nicht nur ein Thema vor der Brust, das sie kennen und verstehen müssen. Zudem werden Zusammenhänge komplizierter und die Zahl der Schnittstellen nimmt zu.

Deshalb ist es unerlässlich, Mitarbeiter vor Informations-Überfrachtung zu schützen. Es gilt, die wichtigen Informationen von den unwichtigen zu trennen und das auch zu begründen. So hilft die Führungskraft dem Team, sich auf die relevanten Themen zu konzentrieren und die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Ebenso wichtig ist es, immerzu aufzuzeigen, wo man sich auf dem Weg zum Ziel befindet, was ge-schafft ist und wie die nächsten Schritte aussehen.

Ein rot blinkender Meilenstein in einer App sorgt nicht dafür, dass ein Team mit einem Rückschlag zurechtkommt. Ein grün blinkender spornt nicht dazu an, den nächsten Projektschritt anzupacken.

Es sind Menschen, die Menschen mitnehmen.

Dafür benötigen Führungskräfte zukünftig sogar mehr Zeit, Disziplin und passendes Handwerkszeug. Die Masse an zugängigen Informationen, der zunehmende Wunsch nach Beteiligung und die vielfältigen, vernetzen Arbeitsformen sind eine echte Herausforderung für Führungskräfte.

Viele Führungskräfte überlassen jedoch gerade jetzt die Kommunikation ausschließlich den zuständigen Abteilungen und den neuen Tools. Und sie verlassen sich darauf, dass damit alle Mitarbeiter gut informiert sind. Doch weder Kommunikationsabteilungen noch Tools sind Garanten für wirkungsvolle Kommunikation. Im schlimmsten Fall sorgt die Masse an Informationen sogar dafür, dass Orientierung verloren geht.

Was ändert sich eigentlich, wenn ein Aushang im Intranet landet, eine App die News-E-Mail ersetzt und das Teammeeting digital stattfindet? Nichts als das Werkzeug. Wichtig ist es, dass die Führungskräfte persönlich und glaubwürdig kommunizieren, Veränderungen verständlich übermitteln und den Mitarbeitern im Sinne der Unternehmensziele Orientierung geben. Das kann nur gelingen, wenn Rolle, Botschaft und Auftritt im Einklang sind.

Organisationen, in denen Kommunikation früher nicht als Führungsauftrag erkannt wurde und die nicht wirkungsvoll kommunizierten, werden durch die Digitalisierung nicht viel verbessern. Für diese Organisationen gilt leider: „A fool with a (new) tool ist still a fool.“

Von besserer Kommunikation, mehr Orientierung oder einer Kulturentwicklung ist man noch meilenweit entfernt, wenn man sich allein auf ein breiteres oder digitales Angebot verlässt.

Keine Frage, die neuen Tools zur internen Kommunikation sind wertvolle Helfer.

Die interne Kommunikation verändert sich. Sie folgt den Kommunikationsgewohnheiten der Menschen – nicht nur bei der jungen Generation.

Das aktuelle Angebot an Kommunikations- und Informationsmitteln bietet wirklich großartige Möglichkeiten, alle Mitarbeiter zu erreichen und Kommunikation als Führungsinstrument in den Alltag einzuflechten.

Wirkungsvolle Kommunikation ist ein Schlüssel für erfolgreiche Führung, sorgt für den Pulsschlag in Veränderungen und sichert strategischen Zielen den Umsetzungserfolg. Für diese Führung durch Kommunikation benötigt gerade das mittlere Management neben digitalen Tools auch das eigene Handwerkszeug.

Wir raten dringend dazu, dieses Handwerkszeug aufzubauen. Es ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichte ich auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen und verwende das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter (d/m/w).